Danke Euch allen und ja, es war sehr schwer, vor allem als ich den Termin wusste. Man sah ihn und dachte, noch 48 Stunden, noch 24 Stunden, noch 12 Stunden, das war grausam und wie ich das schreibe laufen mir die Tränen schon wieder runter. Gestern ging dann wirklich gar nichts mehr bei mir.
Wir haben uns die Entscheidung wirklich nicht leicht gemacht und auch die Tierklinik in Ahlen hat ja damals gesagt, wenn nach 6 Monaten keine Besserung eintritt, dann wird das auch nichts. Die 6 Monate hat er bekommen und war bis auf die 2 Wochen, in denen wir weggefahren sind, nie alleine, er hatte immer Hörnchen um sich, wenn sie ihn dann auch mit der Zeit abgehängt haben. Ich wüsste so gerne, was er da gedacht hat. Er lag auch ganz oft auf der Heizung und hat nach draußen auf den Balkon geschaut, da habe ich auch immer gedacht, er wäre bestimmt gerne draußen.

Jetzt aber zu euren Fragen:
@Squirrel
Ein Eichhörnchengehege mit glattem Boden wäre nicht zulässig und auch für die Tiere gefährlich. Stürzen sie nur einmal ab, und das ist Harry öfters passiert (meistens aber in den Blumentopf), schlagen sie quasi auf "Beton" auf, nicht gut, da sind Verletzungen vorprogrammiert! Man muss leider auch immer die rechtliche Situation sehen. Wildtiere, die nicht "wildbahnfähig" sind, dürfen nicht weiterleben und müssen euthanasiert werden. So sagt es das Gesetz ganz eindeutig. Dass es Residentengehege überhaupt gibt ist schon eine geduldete Ausnahme, die nicht im Gesetz verankert ist. Bedeutet, Wildparks und Gnadenhöfe dürfen solche Tiere aufnehmen, man selbst als Privatperson benötigt dazu eine Genehmigung der Unteren Naturschutzbehörde. Und die Genehmigung hätten wir für Harry nie erhalten, das wurde mir gestern auch ganz deutlich mitgeteilt. Für ein Hörnchen, wie z.B. Lilly, ist das überhaupt kein Problem, sie führt ein "Eichhörnchenleben" ist aber draußen hoffnungslos verloren, weil sie durch ihr SHT zu langsam ist. Eichhörnchen mit Zahnfehlstellungen, die immer wieder korrigiert werden müssen, dürfen eigentlich auch nicht weiterleben. Die Gratwanderung ist jetzt, dass man den Pflegestellen einen gewissen Zeitraum "erlaubt", die Tiere zu halten, sprich, bei Harry die 6 Monate, bei ZFHörnchen 2-3x nachschneiden (insbesondere bei Jungtieren kann das klappen, denn der Kopf und Kiefer wächst ja noch und da kann sich das tatsächlich rauswachsen, oder die Hörnchen lernen damit umzugehen und nagen "anders", Päppi war damals so ein Fall). Alle anderen müssen euthanasiert werden. So, die tatsächliche Situation sieht aus, dass es einige Pflegestellen gibt, die die Tiere im Haus weiter halten und unter dem "Radar" laufen, das dürfen die aber nie irgendwo posten, schon gar nicht bei FB, denn da wird mittlerweile "mitgelesen". So war es auch bei Harry, dass jemand bei FB für Harry einen Platz gesucht hat, es stand z.B: Wien im Raum. Und deshalb ist die UNB darauf aufmerksam geworden und haben sich bei mir gemeldet. Da ich aber den Termin für Harry am nachmittag hatte, die 6 Monate nicht überschritten hatte (das Schreiben von der Tierklinik Ahlen hatte ich ja, nebst den Röntgenbildern) konnte man mir "nicht an den Karren" fahren. So ist es halt. Nichtsdestotrotz, ich hätte Harry auch am Liebsten behalten, hätte aber auch keine MÖglichkeit gehabt, ihn hier unterzubringen. Ich hätte ja dauerhaft das Wohnzimmer für ihn aufgeben müssen. In einem Käfig wäre er nicht mehr glücklich geworden, von der Lärmbelästigung eines 220g Eichkaters in einem Gitterkäfig mal ganz abgesehen, da hätten die Nachbarn Theater gemacht. Deshalb, bitte glaubt mir, ich habe alles versucht. Auch Berlin und Eckernförde haben ja abgesagt und ganz eindeutig gesagt, das Tier muss euthanasiert werden. Es ist schlimm, es ist traurig und zum verzweifeln. Und, das muss man auch mal sehen, so wie Harry nicht mehr da ist, ist auch bei mir eine große Last abgefallen. Nicht, dass er einen erhöhten Putzaufwand praktiziert hat (dadurch, dass er den Hintern nicht hochbekam, hat er seine Hinterlassenschaften in Bremsstreifen abgegeben!), sondern mehr die Belastung durch "Hoffen und Bangen", immer wieder beobachten, tut sich vielleicht was, kann man eine Verbesserung erkennen, usw., usw ... das belastet undendlich, jeden Tag ... 6 Monate lang.

@KOBOLD38
Ich denke auch, dass er gemerkt hat, dass irgendwas nicht richtig ist, ich hatte öfters den Eindruck, dass er hinter den anderen herkommen wollte, aber gemerkt hat, dass es nicht ging. Je älter die anderen Hörnchen wurden, desto mehr hat er sich dann auch abgekapselt und sein Ding gemacht.
Tja, wie ist das gestern gelaufen. Ich habe eine große, graue Plastikbox, die für Eichhörnchen umgebaut ist. Sie hat einen Deckel aus Casanet, der geteilt ist, die eine Seite lässt sich öffnen, die andere Seite ist fest. Die Box habe ich dann gestern vormittag ins Zimmer gestellt und Leckerlies reingetan. Ich wusste, wenn Harry da reingeht, kommt er nicht mehr raus, er konnte ja nicht springen. Doof war nur, dass die anderen 7 Hörnchen schneller die Leckerlies da rausgefressen haben, als Harry die Chance hatte, überhaupt da reinzukommen. Und ehrlich, ich kann gar nicht wirklich sagen, wie ich das gestern gemacht hatte. Er war mir gegenüber ja sehr, sehr scheu, klar, ich habe ihn ja auch zu allen TAs mitgeschleift, von mir konnte er - trotz der vielen Leckerlies, die ich ihm immer klammheimlich zugeschoben habe - nichts Gutes erwarten. Und irgendwann lag er auf der Couch und hat scheinbar nicht gemerkt, dass ich hinter ihm stehe. So habe ich ihn mir ohne Handschuhe (! das war grob fahrlässig!!!) geschnappt und habe ihn in die Box gesetzt. Er hat auch nicht gebissen, ich glaube, er war völlig verdutzt. Die Box zugemacht, allerlei Leckerlies da rein (Pistazien, Maronen und Zuckermais) und dann ein Handtuch drüber. Er war ganz ruhig und gelassen und er hat einiges an Leckerlies noch verdrückt, was mir zeigt, dass er keine Panik hatte. In der Box war auch sein Lieblingstuch (mit dem er jetzt auch begraben ist). Bei der TA haben wir ihn dann rausgenommen und dann bekommt er immer erst eine Gasnarkose, dass er schläft. Das dauert ca. 30 Sekunden, da wird er Panik gehabt haben, das lässt sich nicht vermeiden. Die Spritze selbst hat er dann nicht mehr mitbekommen. Ich selbst hätte es auch lieber gehabt, er wäre irgendwie noch friedlicher eingeschlafen, aber ohne die 30 Sekunden Gasnarkose ist es ganz schlimm, denn dann bekommt er voll alles mit, was geschieht. So fand ich es für mich erträglich, wenn ich auch Rotz und Wasser geheult habe.

Und wo Harry begraben ist, könnt ihr euch bei dem Bild bestimmt denken ... auch nicht zulässig, aber mein Balkon, mein Blumentopf und Harry immer in Gedanken bei mir ...

Ja, in der Tat, da gebe ich dir Recht, die rechtliche Situation ist nicht schön. Aber, es gibt leider auch "schwarze Schafe", auch und insbesondere in unserem Bereich der Wildtierhilfen. Da werden Tiere am Leben gehalten, die sich dann mehr oder weniger durch das Leben quälen, das darf nicht sein. Deshalb braucht der Gesetzgeber eine "Handhabe" dagegen. Über die ganzen Tiermessies, die Pleztierfarmen usw. dürfen wir noch nicht mal nachdenken, ihnen muss man Einhalt gebieten können und das geht nur über gesetzliche Vorschriften. Das es uns jetzt mal "getroffen" hat, ist für uns "unschön", aber richtig und, im Umkehrschluss, hat uns die Untere Naturschutzbehörde in unserem Handeln Recht gegeben. Das ist für uns als Verein auch nicht schlecht. Man hat sich mal kennengelernt und sie sehen, das alles korrekt läuft.
So traurig wie das für mich ist, aber Harry hätte nie eine Chance auf ein "Eichhörnchenleben" gehabt, wo er springen und toben kann. Wir Menschen, mit körperlichen Einschränkungen, können das kompensieren, in dem wir unseren Focus auf andere Dinge lenken. Auf "Laufen und springen" sind wir zum überleben nicht "angewiesen", wir haben Lieferdienste, bis vor die Haustür. Wieviele ganz tolle Menschen gibt und gab es, die eben durch ihre körperliche Einschränkung, Fähigkeiten entwickelt haben, Bücher geschrieben haben usw. , ich bewundere sie siehr. Sie konnten ihr Lebensziel auf etwas anderes ausrichten. Das kann ein Eichhörnchen nicht, sein Ziel ist es möglichst viel Nachwuchs zu schaffen, Bäume zu pflanzen usw. ....

Aber das ist jetzt meine private, persönliche Meinung, ich würde gerne mal Eure erfahren, wie ihr es seht ....