Angesichts der insbesondere vormittags annähernd leeren Züge der Teutobahn zwischen Münster und Osnabrück (es fehlen die Studenten), ging ich heute das kalkulierte Risiko ein, auf einen Wandertag in meinen geliebten Hüggelpark bei Hasbergen zu fahren, im Zug natürlich mit einer FFP Maske vor der Schmiege und einer kleinen Flasche Virustod im Tornister. Der Hüggel, das ist ein recht kleines, aber sehr hügeliges Waldgebiet, nur etwa 3.5 x 1 km groß, das einem aber beim Durchwandern wegen der geographischen Barriere des schon erwähnten Höhenzuges viel größer vorkommt, und das extremst idyllisch wirkt und stellenweise irre Fernausblicke erlaubt. Fünfeinhalb Stunden wanderte, lungerte und saß ich dann dort herum, in der ganzen Zeit sah ich nicht einmal einhalbes Dutzend Menschen. Wie immer, ein Genuß. Ich laufe das Gebiet auf mehren Schleifen wiederholt ab, von jeder Schleife aus sieht es wie etwas Neues aus.

Und da geschah es dann während eines Halts, als ich die Batterien meiner Kamera wechselte, daß in einem lichtdurchfluteten Jungbuchenwald es unvermittelt raschelte und ich dann zwei Fellblitze toll im Vorjahreslaub herumwuseln sah, ein fast schwarzes Eichhörnchen, das wie ein liebestoller Elch einem roten hinterherhetzte. Ich gefror und tat nix, und das Gewusel bewegte sich schnell und im Zickzack auf mich zu. Filmen zu wollen erschien mir sinnlos, meine Kamera ist eine actioncam mit starkem Weitwinkel, da wäre eh nicht viel zu sehen gewesen da die Kleinen eben, hm, nun ja, ziemlich klein sind, und die Bewegungen hätten rikiert, die beiden zu verscheuchen, also stand ich still und tat - nichts.

Zu meiner Freude waren die beiden so in ihre Liebeshatz, vermute ich, vertieft, daß sie mich erst sehr spät bemerkten - ungefähr als sie jenen Baumstamm einen halben Meter neben mir hochsprangen und mir plötzlich unvermittelt auf Armeslänge ins Gesicht starrten. Ich grinste breit. Sie nicht mal ein Bißchen.

Die Rote sprang dann schnell ab und verzog sich flott, aber ich habe sie in den folgenden zehn Minuten dann noch einige Male auf Distanz gesehen, der Schwarze aber reagierte ganz anders, und brachte dann den Baumstamm zwischen sich und mich, um dann immer wieder mit dem Köpfchen vorzulugen und zu schauen, was ich tat. Wie ein Uboot-Periskop: auf - ab - auf - ab. Er wirkte durchaus wachsam, aber auch interessiert, neugierig. Wie sich liest, habe ich deutliche Präferenzen bei den Geschlechtszuschreibungen.

Ich hatte mich immer noch nicht bewegt, und nach rund 20, 30 Sekunden wuselte er plötzlich an auf dem Boden vor meiner Schuhspitze herum, sah an mir hoch. Ich überlegte noch, ob er etwa Futter erwartete, als er plötzlch zwei, drei kurze Klimmzüge mein linkes Hosenbein hoch unternahm und oberhalb meines Knies innehielt. Und während mein gepeinigter Ẃadenmuskel sich spannte und ich mich ermannen wollte zu brüllen "Zu den Waffen, wir werden angeklettert!" , kletterte er relativ seelenruhig mein halbes Bein wider runter und hüpfte dann gemächlich von dannen, um dann andernorts wiederum relativ gemächlich einen anderen Baum emporzusteigen.

Also, der tat irgendwie so, als gehöre der Wald ihm.

Und mir verzerrten sich doch etwas die Gesichtszüge. Ich bin von Hunden, Vögeln und natürlich von Katzen gekratzt worden, auch mal spielerisch geknipst ("gebissen") worrden, aber sowas hatte ich noch nicht erlebt. Darf ich mal fragen, welcher Eierkopf die geniale_Idee hatte, Eichhörnchen Laserschleifer für ihre ohnehin bereits nadelspitzen Diamantkrallen zu verkaufen...??? Ich trug eine dicke Bluejeans, und habe von den Spitzen seiner Krallen dennoch etlich Kratzer und sieben leicht blutende Punktierungen zurück behalten. Ich will das nicht dramatisieren, es sind sieben kleine Einstichstellen, wo sich kleine Tröpfchen vom besten Roten gebildet haben. Unangenehm, ja, aber nicht dramatisch. Ich bin nur absolut perplex, das hätte ich nie erwartet, daß unsere kleinen Kletterspezis derart zupacken. Was machen die mit ihren verdammten Krallen? In Drachenblut härten...? Unterm Mikroskop noch spitzer schleifen...? Verdammt sind die Dinger spitz. Dagegen ist jede wütende Katze ne harmlose Mimimi.

Und wieso bleiben die so spitz, die müßten doch eigentlich irre leicht abbrechen bei so viel Spitzigkeit?

Na ja, ich fühlte mich dennoch beglückt, das war das erste Mal, daß Eichhörnchen so eng auf Tuchühlung mit mir waren ("oazopft issa"). Die rote Lady war, so empfand ich es, weniger verängstigt als vielmehr einfahc nicht interessiert,, aber der Schwarze hat mich regelmrecht inspiziert, und auch er wirkte alles andere als verängstigt. Hat Spaß gemacht. Aber ich hätte nie geglaubt, daß diese Hörnchen derart spitze Krallen haben. Klar, man sagt sich das, wenn man sieht, wie sie eine hauswand rauf und runter gehen, oder Swiffies Schrankvideo heute, aber man stellt sich nicht vor, daß es jenseits einer Katzentatze noch was Spitzeres geben könnte...Ungelogen, ich habe sieben winzig kleine verkrustete Einstiche, und ein paar weitere gerötete Kratzer, die nicht durchgingen.

Also, gerne wieder, jetzt mag ich die Viechers noch mehr, besonders den fast Schwatten, aber verblüfft bin ich ja doch. Sowas Spitzes...

Ja, darauf, tüchtig zerkratzt zu werden, wenn ich ein Hörnchen handeln würde, bin ich gefasst, absolut, aber daß es blutiger werden würde als mit einer Katze zu spielen, das hat mich dann doch überrascht.

Vielleicht war es aber ja nur der Batman der Eichhörnchenwelt.