Während die Eichkater munter durch die Gegend streifen, sich normalerweise an einem reichhaltigen Angebot erfreuen können (auf die ungünstige Ernährunglage durch Trockenheit etc. bin ich schon in den Vormonaten eingangen) ziehen die Eichkatzen ihren 2. Wurf groß. Mitunter kommen auch jetzt noch verspätete Eichhörnchen zur Welt, die sich aber in ihrer Entwicklung sehr beeilen müssen. Sie brauchen ca. 10-12 Wochen bis sie einigermaßen selbständig sind, dann sind wir schon Mitte bis Ende Oktober. Um noch ausreichend Vorräte für den Winter zu sammeln, wird es zeitlich schon sehr, sehr knapp. Der tägliche Nahrungsbedarf des Eichhörnchens hängt vom Ausmaß der Aktivitäten und von der Jahreszeit ab; im Frühling ca. 80g, weil sie, vom Winter ausgezehrt, aufholen müssen, die Eichkatzen haben Anfang Januar schon die ersten Würfe. Im Sommer benötigen sie ca. 55g, im Herbst dann 70g. Da sie nur sehr geringes Körperfett einlagern können, sie müssen "beweglich" bleiben, versuchen sie mit ihrer Sammel- und Versteckemsigkeit die nahrungsknappe und kalte Zeit des Winters zu überbrücken. Folglich verbrauchen sie im Herbst mehr Nahrung, als z.B. im Sommer. Im Winter geht man von ca. 35g aus, weil das Eichhörnchen sich wenig bewegt bzw. nur, um verbuddelte Samen und Nüsse zu finden und zu fressen. Die Grammangaben sind natürlich nur Näherungswerte, denn nicht jedes gefundene Fressen hat gleich viel Kalorien und z.B. von Pilzen muss mehr gefressen werden, um auf eine entsprechende Kalorienzahl zu kommen. Problematisch für unsere diesjährig geborenen Eichhörnchenkinder ist nicht nur, dass sie noch ungeübt im Umgang mit Fressfeinden sind und häufig arglos über offene Wiesen laufen, sondern auch, dass sie noch kein angestammtes Revier haben, d.h. sie müssen Futterquellen erst mal suchen, es sollte möglichst keine Konkurrenz da sein, das Futter muss "sinnvoll" versteckt werden (ein Eichelhäher sollte dabei z.B. nicht zuschauen) und im Winter müssen sie ihre Verstecke überhaupt erst mal finden. Zudem stolpert das ein oder andere Hörnchen oder Maus oder Ratte über verbuddeltes Futter, gräbt es aus und vergräbt es an anderer Stelle oder frisst es an Ort und Stelle, weg ist der Vorrat! Da kann man sich gut vorstellen, dass fast 80% der Erstgeborenen ihren ersten Winter nicht überleben. Dazu kommt auch noch, dass die noch nicht Einjährigen im Kobelbau nicht geübt sind. Ihre Mutter hat es ihnen nicht gelernt, wie auch. Wie müssen sie einen Winterkobel bauen, wo ist der beste Standort und wie kann er wind- und wasserdicht gestaltet werden? Die Materialen müssen gesucht, ein geeigneter Platz am Stamm über einer Astgabel gefunden werden und dann ist bauen angesagt, nach dem Motto "Versuch und Irrtum", "Lernen aus Erfahrung". Respekt, ich möchte nicht wissen, wie unsere Häuser aussehen würden, wenn wir alle selbst bauen müssten....
Wenn man die Hörnchen in ihrer beginnenden Sammelleidenschaft beobachtet, fällt auf, dass sie gerne immer wieder die gleichen Wege gehen. Die Gehirne der Baumhörnchen sind größer als anderer Hörnchenarten, was mit den komplexen Bewegungsanforderungen an die Tiere verständlich wird. Sie erbringen eine große Gedächtnis- und Erinnerungsleistungen, nicht nur, wenn es um das Auffinden versteckten Futters geht, sondern auch im Alltag, wenn sie in ihrem gespeicherten Baumwipfel-Wegenetz" zu ihren bekannten Futterstellen gelangen und, noch viel wichtiger, auf der Flucht vor Fressfeinden oder Menschen hilfreich sind. Hörnchen machen individuelle Erfahrungen und reagieren auch mit individuellem Verhalten, also sie haben durchaus ein "Gedächtnis", sonst könnten sie sich ja auch nicht merken, wo das ein oder andere Futterhäuschen mit Nüssen steht. Man erlebt es selbst immer wieder: im Sommer sieht man die Balkonhörnchen kaum, spätestens im August kommen sie alle wieder, weil sie wissen, da finde ich was! Geben wir ihnen die Chance!
"Ein Tier zu retten verändert nicht die ganze Welt, aber die ganze Welt verändert sich für dieses eine Tier"